Dann also wieder mal der Ostertaler Tobelweg.

Das ist schon fast eine Traditionstour für meine Familie. Es gab eine Zeit, da waren wir fast jedes Jahr auf der Otto-Schwegler-Hütte und auch im Tobel.

Superschöne Wanderung bei jedem Wetter

Die Wanderung ist mit etwa 3,5 Kilometern recht kurz, dafür aber umso erlebnisreicher. Empfohlen wird sie hauptsächlich für den Sommer, denn an heißen Tagen ist es dort in der Schlucht des Ostertalbachs schön kühl und an der ein oder anderen Stelle lässt es sich super baden und pritscheln.

Der Eingang zum Ostertaler Tobelweg

Dieses Mal sind wir allerdings im Herbst und bei Regen unterwegs. Wir wollen uns mit einer befreundeten Familie treffen, die in Bayern Urlaub macht. Die Herausforderung war es, eine Wanderung zu finden, die auch bei schlechtem Wetter und mit einer Vierjähringen geht – aber auch für 13-Jährige interessant genug ist.

Ganz klar, dafür ist der Ostertaler Tobelweg top.

Im Ostertaler Tobelweg wartet das Abenteuer

Gut ausgerüstet mit Regenhosen und -Jacken, wir haben sogar Schirme dabei, geht es am Parkplatz Gunzesried-Säge los. Die Tour kann auch von der Otto-Schwegler-Hütte aus begonnen werden, allerdings wollen wir wegen dem Regen lieber „bergauf“ gehen, da der Weg an der ein oder anderen Stelle rutschig sein kann. Gutes Schuhwerk ist hier bei jedem Wetter zu empfehlen.

Nun empfehle ich Dir mit deinen Kindern die Abenteuermöglichkeiten an den Wegrändern zu nutzen. Was vor allem beim Wandern im Allgäu mit Kindern gut möglich ist. Durchgelaufen durch den Ostertaler Tobel bist Du schnell, aber dann hast Du das Beste verpasst. Hier gibt es kleine Anhöhen, die erklommen werden wollen und „Wege“ direkt entlang des Wassers. Manchmal musst Du dich dafür an Ästen festhalten oder über Steine im Bach gehen. Das geht auch bei Regen, nur wird es dann matschiger. Vielleicht kannst Du Wechselkleidung im Rucksack oder Auto bereithalten.

Der Ostertalbach zieht Kinder sogar bei Regen magisch an.

Er war ein mal: Canyoning im Ostertal Tobel

Nicht umsonst war der Ostertaler Tobel bis vor kurzem ein sehr beliebtes Canyoning Ziel. Ich kann mich an Sommerwochenenden erinnern, an denen der Bach regelrecht überlaufen war von Canyoning-Gruppen. Stundenlang wollten meine Kinder auf der Kiesbank sitzen und beim Abseilen zuschauen. Ich bin allerdings sehr froh, dass diese Zeiten vorbei sind und Canyoning seit 2019 ganz offiziell verboten ist dort. Denn jedes Mal, wenn wir im Tobel sind und an diese erste Abseilstelle kommen, bekomme ich Gänsehaut.

Der Canyoning-Unfall im Ostertaler Tobel

Damals, es muss 2012 gewesen sein, war ich mit meiner Familie und mehreren anderen Familien auf der Otto-Schwegler-Hütte einquartiert. Die Gruppe war gerade in Richtung Tobel abmarschiert. Ich war mit meinem Einjährigen auf der Hütte geblieben – Mittagsschlaf. Da hörte ich einen kollektiven Schrei. Kurz, aber so eindringlich wie nur Menschen in größter Panik schreien können. Mir trieb es sofort die Tränen in die Augen, denn mir war klar, da musste Schreckliches passiert sein.

Kennst Du das, ein Kind weint und du weißt ohne hinzusehen ob es Wutgeschrei ist, ob das Kind hingefallen ist oder ob es von einer Biene gestochen wurde? So war das damals für mich. Ich hatte so etwas noch nie gehört, aber ich wusste, was es bedeutete.

Der Hubschrauber kam schnell, aber die Rettungskräfte konnten nicht mehr helfen. Am nächsten Tag erfuhren wir vom Hüttenwirt, dass beim Abseilen einer jungen Frau vermutlich ein Fehler passiert war.

Seit 2019 ist Canyoning im Ostertal Tobel verboten

Tausend Spielmöglichkeiten am Ostertaler Tobelweg

Diesmal ist fast niemand mit uns unterwegs. Wir genießen die Farben des Herbstes und ich versuche meine Kamera trocken zu halten. Schon nach ein paar Minuten entdecken die Kinder einen Baumstamm, der sofort entlangbalanciert werden muss. Die kleineren Kinder bekommen eine Hand zur Unterstützung, die grösseren müssen mit dem rutschigen Stamm selbst fertig werden. Ein kurzer Blick auf den Boden zeigt, dass nicht viel passieren kann. Stolz über die erfolgreich gemeisterte Balancierübung geht es weiter. Doch schon hält uns das nächste Abenteuer auf.

Auch rutschige Hänge lassen sich erobern.

Bäume, Schlamm und Wasser

Eine matschige Anhöhe lockt mit interessanten Felsenformationen oben. Spätestens jetzt sind die Matschhosen der Kinder voll Schlamm, die Wangen rot und die Augen leuchtend. Für solche kleinen Klettereien kann ein kurzes Seil hilfreich sein. Für den Abstieg wird es um einen Baum oder eine gut verankerte Wurzel geschlungen, das entschärft die Rutschpartie und gibt ein zusätzliches Gefühl von „groß und stark“. Natürlich ist es von Vorteil, wenn sich die Erwachsenen ebenfalls zum Klettern und Balacieren hinreißen lassen – gemeinsame Erlebnisse verbinden und schaffen schöne Erinnerungen. Außerdem macht es Spaß, sich mal wieder wie ein Kind zu fühlen.

Der Weg führt uns weiter über Stege und Brücken, und wir bewundern die zahlreichen Wasserrutschen.

Zeit für eine Brotzeit im Pavillon

Nachdem wir uns etwa 1,5 Stunden den Tobel hinaufgespielt haben, ist es Zeit für eine Pause und eine stärkende Brotzeit. Dafür nutzen wir den Pavillon am oberen Ende des Tobelwegs. Hier können wir trocken sitzen und unsere mitgebrachten Leckereien teilen. Bei dem Wetter darf der Tee aus der Thermoskanne natürlich nicht fehlen. Doch im Gegensatz zu den Erwachsenen können die Kinder nicht lange sitzen. Sie werden magisch vom Wasser angezogen. Kalte Hände sind das Ergebnis. Leider haben wir nicht an Handschuhe gedacht. Deswegen gehen wir in zügigem Tempo weiter.

Ostertaler Tobelweg als Rundweg

Wir erreichen das Ende des Tobelweges. Jetzt kommt der Rückweg. Vorbei am Parkplatz der Otto-Schwegler-Hütte, einer Herde Hochlandrinder und der Buhls-Alpe, die für ihre gute Küche bekannt ist.

Hier spüren wir nun der Vorteil der Kürze der Strecke, denn dieser Teil ist relativ unspektakulär. Natürlich könnte man auch den Tobelweg wieder zurück gehen. Wir entscheiden uns für die schnellere Variante entlang des Wanderweges. Am Ende warten noch eine heiße Schokolade und ein Apfelstrudel auf uns.

Oder wanderst Du lieber in den Ammergauer Alpen und suchts eine anspruchsvolle Rundtour?