Vorsichtig setzt Kind Nummer eins seinen nackten Fuß in die Astgabel, sieht nach oben und greift gezielt nach dem nächsten Ast, prüft kurz die Stabilität und stemmt sich hoch. Kinder lieben es, auf Bäume zu klettern. Das solltest Du übers Baumklettern mit Kindern wissen.
Baumklettern kann echte Flow-Gefühle auslösen. Hier fließen Konzentration, Bewegung und Naturerlebnis unmittelbar zusammen. Das hat Sucht-Potential. Allerdings gibt es einige Dinge die Du beachten solltest, wenn Du mit deinem Kind auf einen Baum klettern willst. Wie Du damit anfangen kannst, und was Kletterprofis machen können erfährst Du in diesem Beitrag.
Exkurs - Flow beim Klettern: Flow bedeutet so viel wie fließen und bezeichnet das Gefühl das entstehen kann, wenn man sich in eine Tätigkeit vollkommen versenkt und die Welt außenherum vergisst. Viele Kletterer berichten von diesem Flow-Gefühl beim Klettern. Wenn es nur noch Dich und den Fels gibt, Schmerzen oder Anstrengung kaum mehr spürbar sind und nur noch der nächste Zug zählt.
Baumklettern mit Kindern für Einsteiger
Wenn Du noch nie oder schon lange nicht mehr auf einen Baum geklettert bist, empfehle ich dir das zunächst selbst zu versuchen, bevor Du Dein Kind vorschickst. Schon die erste Hürde? Schieb bitte alle eventuellen Peinlichkeiten beiseite und probiere es einfach. Glaub mir, es rentiert sich. Baumklettern mit Kindern ist einfach ein riesen Spaß.
Suche Dir am Besten einen breiten Baum aus, mit starken Ästen die weit unten beginnen. Vielleicht findest Du ja einen, der eher versteckt steht? Muss ja nicht gleich jeder zusehen 😉
Prüfe die Stabilität
Prüfe die Stabilität der unteren Äste, indem Du Dich einfach dranhängst. Stabil? Dann los. Zieh Dich, egal wie, auf den ersten Ast hoch. Am stabilsten stehst Du in Astgabeln. Fühlst Du Dich gut? Dann ein Stück weiter.
Wirf einen Blick nach unten
Beim Klettern am Seil oder beim Bergwandern wird oft empfohlen, nicht nach unten zu sehen. Fürs Baumklettern empfehle ich Dir aber genau das Gegenteil. Halte Dich gut fest, und schau immer wieder nach unten. Es ist wichtig, dass Du Dir jederzeit zutraust wieder nach unten zu klettern. Und es ist schon so, dass Du in der Regel leichter nach oben kommst als nach unten. Klettere nicht gleich beim ersten Mal so weit wie Du Dich traust, sondern drehe auf halbem Weg um und probe den Rückweg.
Entscheide ob das Kind alleine oder mit Dir klettern kann
Auch gut? Dann kannst Du jetzt Dein Kind, das schon ganz hibbelig wartet, endlich loslegen lassen. Ihr könnt auch gemeinsam auf den Baum klettern, so kannst Du Dein Kind, wenn nötig, unterstützen. Ich persönlich habe aber die Erfahrung gemacht, dass das nur Kleinkinder brauchen. Alles ab Vorschulkind macht sich meistens völlig intuitiv und sicher ans Baumklettern. Kinder wissen meistens auch sehr gut, was sie sich zutrauen können und was nicht.
Baumklettern mit Kindern für Profis
Du warst schön öfter in der Halle oder am Fels klettern? Du kannst den Vorstieg, das Nachsichern und die wichtigsten Knoten? Du kannst einen Stand bauen und Dich selbständig abseilen? Wenn Du alle dieser Fragen mit „ja“ beantworten kannst, und Lust hast einen schwierigeren Baum zu beklettern, oder einfach mit Deinem Kind auf Nummer Sicher gehen möchtest, solltest Du weiterlesen.
Du benötigst: ein Kletterseil oder ein Statikseil, mehrere Bandschlingen, Expressen, ein Sicherungsgerät, Klettergurte für Dich und Dein Kind, Material zum Abseilen, Selbstsicherung.
Vorstieg im Baum
Zunächst musst Du ein Sicherungsseil irgendwo in die Baumkrone bringen. Das ist wie ein Vorstieg, nur dass Du Bandschlingen legst in die Du die Expressen einhängst. Gesichert wird logischerweise von unten. Falls Du möchtest, dass Dich Dein Kind sichert empfehle ich Dir ein Ohm, das nimmt bei einem Sturz fast Dein ganzes Gewicht auf.
Der „Standplatz“
Wenn Du der Meinung bist, weit genug oben zu sein, baust Du Dir einen Stand. Jetzt kann Dein Kind nachkommen. Falls Du mit Deinem Kind alleine bist, hast Du Dein Kind bereits vorher in den Gurt eingebunden bzw. den Knoten geprüft. Aber wem erzähle ich das?
Dein Kind steigt nach
Dein Kind folgt nun dem Seilverlauf und baut die Sicherungen, die Du gelegt hast, ab. Da Kinder oft ihre eigenen Wege gehen, müsst ihr immer auf einen guten Seilverlauf achten, sonst bleibt es am Ende irgendwo in den Ästen hängen. Auch wichtig ist es, dass Du den Seilverlauf möglichst so wählst, dass das Seil zu keinem Zeitpunkt über die Baumrinde schleift. Das könnte den Baum schnell verletzen. Bei Dir oben angekommen gibt es ein High-Five und ein gemeinsames Aussicht genießen. Danach kannst Du Dein Kind auf dem selben Weg wieder vorsichtig abseilen. Auch hier bitte wieder darauf achten, dass das Seil nicht über Baumrinde läuft.
Professionell abseilen
Wenn alle Kinder oft genug oben waren und Du Deinen Ast auch langsam ungemütlich findest, musst Du wieder runterkommen. Dafür musst Du umbauen und Dich dann selbst abseilen. Als Kletterprofi weißt Du, wie Du das Seil am Ende abziehen kannst. Mach das bitte langsam – Du weißt ja, die Baumverletzungsgefahr.
Unser Kind Nummer eins ist inzwischen auch wieder unten angekommen. Die Augen strahlen. Barfuß klettert er am liebsten.
Wusstest Du bereits, dass Du nicht nur in Kletteranlagen, am Felsen und auf Bäume klettern kannst? Auch Brücken können sich sehr gut zum Klettern eignen. Wie zum Beispiel die Kletterbrücke bei Emmering.
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