Eine knackige aber absolut traumhafte Rundtour in den Ammergauer Alpen
Wer die Ruhe und die phantastische Aussicht auf dem Gipfel des Hennenkopfes genießen will, muss gut zu Fuß sein, denn es gibt keinen direkten Weg von unten zu dieser Ammergauer Schönheit. Eine, zugegeben recht lange, Rundtour in den Ammergauer Alpen über den Teufelstättkopf mit Aufstieg von Schloss Linderhof bietet sich an.
Der Wetterbericht verkündet einen der letzten schönen, warmen Herbsttage in diesem November und wir freuen uns über den schulfreien Buß- und Bettag, den es so nur in Bayern gibt und der immer auf einen Mittwoch fällt. Wir starten unsere Tour vom Schloss Linderhof aus um 8:30 Uhr, denn die Tage sind bereits sehr kurz und die Tour wird sehr lang. Unser erstes Ziel ist der Teufelstättkopf. Schon zwei Mal hatten wir versucht, mit den Kindern diesen Gipfel zu erreichen, bisher leider erfolglos. Die Kinder waren einfach noch zu klein und für eine so lange Tour nicht fit genug. Wir haben also eine Rechnung offen mit dem „Teufel“. Mal sehen ob wir es heute schaffen, inzwischen ist das jüngste Kind sechs Jahre alt und hat viel Bergerfahrung gesammelt.
Von Schloss Linderhof zum Teufelstättkopf
Vom Parkplatz bei Schloss Linderhof aus folgen wir den Wegweisern Richtung Pürschling. Schon bald kommt eine Abzweigung nach rechts auf einen schmalen Pfad, den wir beinahe übersehen. Der Pfad führt zunächst am Zaun des Schlossareals entlang und wird dann zu einem schön zu gehenden Steig. Immerwieder fragen uns die Wegweiser, ob wir nicht doch zur Brunnenkopfhütte möchten. Möchten wir nicht, wir bleiben auf dem Weg zum Pürschling. An einigen kurzen Stellen ist Trittsicherheit gefragt, für fitte Kinder aber an sich kein Problem.
Erster Gipfel: Teufelstättkopf
Nach etwa drei Stunden Gehzeit mit kleineren Pausen kommen wir am Pürschlinghaus (August-Schuster-Haus) an. Wegen Corona ist die Hütte geschlossen, und ein paar Wanderer genießen auf der leeren Sonnenterrasse ihre Brotzeit. Von hier aus ist es noch eine halbe Stunde bis zum Teufelstättkopf und wir liegen gut in der Zeit. Also weiter. Der Weg wird schon bald recht matschig, da sich der Pfad in einer schattigen Mulde nach oben schlängelt. Noch ein kurzes felsiges, mit einer Kette versichertes, Stück und wir stehen auf dem Gipfel des markanten Teufelstättkopf.
Werden wir unsere Rundtour in den Ammergauern fortsetzen?
Unsere Brotzeit wollen wir hier nicht machen, da der Gipfel trotz Werktag recht voll ist. Also steigen wir über das kurze Kraxelstück wieder ab und setzen uns auf der Wiese in die Sonne. Jetzt müssen wir über den weiteren Weg entscheiden. Es ist zwar erst Mittag, aber wenn wir die Tour weiter über Laubeneck und Hennenkopf machen wollen, wird es spät werden. Möglicherweise wird es dunkel bevor wir zurück zum Parkplatz kommen.
Wir bauen Exit-Optionen ein
Wir stecken ein bisschen fest im Konflikt zwischen „jetzt sind wir schon so weit gekommen, den Rest schaffen wir auch noch“ und „wenn wir jetzt den gleichen Weg zurück gehen können die Kinder noch für ihre Schulaufgaben morgen lernen und wir bekommen ein warmes Abendessen“. Ein Dilemma das wir versuchen zu lösen, indem wir uns eine zweite Exit-Option einbauen. Wir sehen auf der Karte, dass wir nach dem Laubeneck nochmals die Möglichkeit haben, südseitig zurück Richtung Pürschling zu gehen und dann auf dem Aufstiegsweg wieder abzusteigen. Dort wollen wir uns dann endgültig entscheiden.
Vom Teufelstättkopf zum Laubeneck
Wir brechen also frisch gestärkt auf Richtung Laubeneck. Der Pfad führt uns nordseitig etwas unterhalb des Grates Richtung Westen. Auch hier ist an einigen Stellen Trittsicherheit erforderlich aber unsere Kinder meistern das spielend. Schon nach etwa 45 Minuten erreichen wir die Abzweigung zum Laubeneck. Wir hätten den Weg zum Gipfel glatt übersehen, wenn nicht gerade ein Wanderer von dort runtergekommen wäre.
Vom Laubeneck zum Hennenkopf
Der Weg weiter Richtung Hennenkopf ist super zu gehen und wir haben eine wundervolle Aussicht. Leider bewegen wir uns zumeist im Schatten, dafür ist der Pfad reizvoll mit leichtem Schneeharsch bedeckt. Trotzdem sind wir im T-Shirt unterwegs, so warm ist es. Als wir zur Abzweigung zurück Richtung Pürschling kommen sind wir uns einig, dass wir unbedingt noch zum Hennenkopf weitergehen wollen, denn der Weg ist einfach wunderschön und uns begegnen kaum andere Wanderer. Es ist ruhig, das herbstliche Licht phantastisch und der Weg wunderbar zu laufen. Wir werden unsere Entscheidung nicht bereuen.
Highlight Hennenkopf
Zunächst sind wir am Hennenkopf etwas irritiert, da wir länger unterhalb des Gipfelaufbaus entlang gehen und keine Aufstiegsspur entdecken. Doch dann kommt sogar noch ein Wegweiser, der uns verspricht, dass wir in 15 Minuten am Gipfel sein würden. Diese 15 Minuten und der Gipfel selbst machen unsere Tour zum Highlight. Wir kraxeln in sicherem Gelände zwischen kleineren Felswänden nach ob. Die Felsen haben faszinierende Formen und regen zum Spielen an. Leider haben wir dafür weniger Zeit als wir uns das wünschen. Der Gipfel selbst ist schmal, aber dafür sind wir vollkommen allein. Es gibt nochmal einen kleinen Schoko- und Nüssesnack und wir sind alle fünf einfach nur vollkommen begeistert von der Aussicht und der Ruhe hier oben.
Abstieg zum Schloss Linderhof
Was nun folgt ist der letzte und leider nervtötenste Teil dieser Rundtour in den Ammergauer Alpen. Nachdem wir wieder vom Gipfel des Hennenkopfes abgestiegen sind, teilt uns ein Wegweiser mit, dass wir bis Schloss Linderhof noch 2,5 Stunden vor uns haben. Und das obwohl wir von hier aus das Schloss direkt unterhalb sehen können. Wir meinen sogar, wir sehen unser Auto. Leider sollte der Wegweiser recht behalten.
Nach einem kurzen Stück weiter Richtung Westen biegen wir nach links ab auf einen Pfad der südseitig in Serpentinen über einen Grashang nach unten führt. Wir genießen die Sonne und das Licht, in vollem Bewusstsein, dass sie in etwa einer Stunde hinterm Berg verschwunden sein wird. Zum Glück haben wir Stirnlampen dabei, das gibt ein gutes Gefühl. Deswegen legen wir auch noch eine kurze Pause ein in der wir eine schönes LandArt Bild legen.
Abstieg bei Dunkelheit
Die Serpentinen hören bald auf und der Pfad führt gefühlt endlos Richtung Westen, bis wir endlich auf einen Fahrweg treffen, der uns wieder ein gutes Stück zurück Richtung Osten und endlich auch bergab führt. Auf diesem Weg können wir nun gut Strecke machen, trotzdem gehen wir die letzte halbe Stunde bei Dunkelheit und mit Stirnlampen.
Unser Fazit: Eine der schönsten Rundtouren in den Ammergauer Alpen
Als wir beim Auto ankommen, sind wir ganz schön geschafft, aber sehr zufrieden. Unsere Rundtour in den Ammergauer Alpen war wunderschön, der Hennenkopf ist ein phantastischer Gipfel und im Dunkeln gehen war ein echtes Abenteuer. Trotzdem nehmen wir uns vor diese Tour, sollten wir sie nochmal gehen wollen, eher im Juni zu machen, wenn die Tage deutlich länger sind. Ohne die Abstecher auf Teufelstättkopf und Laubeneck wäre die Wanderung bestimmt 1,5 Stunden kürzer gewesen, aber wenn man alte Rechnungen offen hat….
Kennst Du schon die Abenteuerwanderung durch den Ostertaler Tobelweg?