Bouldern im Tessin – kein Zweifel, dass das spitzenmäßig ist. Doch gibt es dort auch etwas für Kinder zu holen? Nicht überlaufen, wie die Topspots Cresciano und
Chironico, weniger abgegriffen und kindergeeignetere Umgebung? Wir
haben da etwas gefunden – und uns ganz ohne Topo pudelwohl gefühlt.


Das gibt es zu holen in Norantola.

Ein kleines und feines Gebiet. Diese Beschreibung klingt für uns sofort
ansprechend und so legen wir auf dem Weg zum Bouldern ins Tessin noch einen kurzen Stop in dem kleinen Örtchen Norantola ein. Um eine Brugruine und
entlang eines Flusses verteilen sich über 500 Probleme, die fleißige
Heinzelmännchen allesamt mit kleinen Pfeilen markiert haben. Glück für
uns, denn auch ohne Topos finden wir uns sofort zurecht. Wir beginnen
direkt neben dem Weg an einem Block und siehe da, dahinter liegt gleich
der nächste, und der nächste … Wie wenn Hänsel und Gretel eine Spur für
uns gelegt hätten. Direkt daneben fließt die Moesa, die mit ihrem kalten,
aber klaren Wasser und den rundgeschliffenen Steinen zum Spielen und
Abkühlen einlädt. Zugegebenermaßen kann die Moesa nicht mir der
Verzasca in Brione mithalten, dafür ist es hier viel ruhiger und man findet
tendenziell mehr leichte Routen. Liebhaber des fünften und sechsten
Bleaugrades kommen hier voll auf ihre Kosten, der Gneis ist wenig
abgefingert, kantig und rau.
Auch ein Vorteil für Genießer: es dominieren Zwerge, respektive Lowballs.
Meistens braucht man sich keine Gedanken wegen der Absprunghöhe zu
machen.


Wie hinkommen?


Leider läuft es nicht immer wie im Märchen und eine gute Fee zaubert
einen an sein Ziel. Doch nach Noratola zu kommen ist nur unwesentlich
schwieriger. Im engen Tal der Moesa bleibt wenig Platz für Boulderarea,
Autobahn und Ortschschaften.
Die A13 (San Bernardino Autobahn) bei der Ausfahrt 37 /Lostello verlassen
und auf der Bundesstraße Richtung Cama fahren. Nicht dem Wegweiser
nach Norantola folgen, denn der Parkplatz liegt etwas außerhalb. Im
Zentrum von Cama geht es dann links über eine Brücke auf die Via
Campagna und direkt neben dem Sträßlein eröffnet sich ein kleiner
Wanderparkplatz. Von dort sind es etwa 15 min. Fußweg bis zur
Burgruine, die da Zentrum des Bouldergebiets bildet.
Wer es kürzer mag und über eine Kleinwagen statt einer Märchenkutsche
verfügt, kann versuchen direkt zwischen den Häusern von Norantola zu
parken.
Die Autobahn ist übrigens ziemlich leise. An viele Stellen übertönt der
Fluss die Fahrzeuge und an den übrigen beschützt der Märchenwald die
Boulderer in Norantola vor den Schrecken der Zivilisation.


Besonders empfehlenswert


Neben den Problemem am Bach darf natürlich auf der Märchenwald nich
fehlen. Schon auf dem Weg zur Burg erkennen wir deutlich, wo geputzt
und markiert ist. Dort kann man sich nach Vergnügen austoben. Direkt an
der Burg gibt es sogar einen Brunnen und Kinder können die Ruinen
erkunden, während die Eltern nur wenige Meter daneben schon wieder
auf das Crashpad fallen.

Die Burg lädt zum Kraxeln ein, die besseren Routen findet man aber im Wald


Das Drumherum
Übernachten, Topo und co.


Als Ziel für einen ganzen Boulderurlaub eignet sich Norantola eher
weniger. Wir haben dort einen Nachmittag verbracht, bevor wir uns auf
den Weiterweg nach Cresciano gemacht haben. Doch wer weiß? Vielleicht
zieht das zauberhafte Norantola dich ja in den Bann? Übernachten im
Wohnmobil ist am oben beschriebenen Parkplatz geduldet.
Selbstverständlich sollte kein Müll zurückgelassen werden.
Wer im Gegensatz zu uns lieber weiß, ob er gerade eine 8A oder doch nur
eine 5C projektiert, kann sich über die bimano App gegen Gebühr Zugriff
auf die Topos in Norantola verschaffen.
Ein weiterer Ausflugstipp in der Umgebung ist die Festung Mesocco, die
etwa 15 km nördlich, direkt neben der Autobahn, zu finden ist.

Fazit


Empfehlenswert oder nicht?
Super Gebiet, das definitiv einen Abstecher wert ist. Eine ganze Reise
allerdings nicht. Dafür wartet gleich ums Eck, in Chironico, Cresciano und
co., ja Tessiner Boulderpotenzial für 10 Urlaube. Doch die geringe Größe von
Norantola ist auch von Vorteil: Wer hier sein Schühchen verliert, hat gute
Chancen es wiederzufinden. Außer ein gemeiner Zwerg grätscht
dazwischen.