Magic Wood ist eines der beliebestens Bouldergebiete in Europa. Und es hat seinen Namen auch wirklich verdient. Denn dieser Wald zieht magisch an. Zumindest die Boulderer aus aller Welt, die sich fast das ganze Jahr über an den zahlreichen Felsbrocken im Wald vergnügen und abends auf dem winzigen Campingplatz fröhlich zusammendrängen. Aber kann Magic Wood auch Genussboulderern wie uns was bieten? Wir haben den Boulder-Hot-Spot zusammen mit unseren drei Kindern getestet.

Magic Wood: Planung, Übernachtung und Ausrüstung

Ein bisschen nervös sitzen wir im Auto Richtung Ausserferrera in der Schweiz. Wir kommen mit dem Wohnmobil aus der Fränkischen Schweiz, wo wir uns ein bisschen warm geklettert haben. Jetzt wollen wir es wissen: Sind wir fit genug für das Boulder-Eldorado?

First come first serve: Reservierung in Bhodi Camping nicht möglich

Die Kinder quengeln ihr bekanntes „Wann sind wir endlich da?“-Lied, und wir Erwachsenen hoffen einfach nur, dass wir auch irgendwo beim magischen Wald übernachten können. Denn eine Reservierung bei Bhodi Camping, dem einzigen Campingplatz nahe den Boulderblöcken, war leider nicht möglich. Als wir endlich ankommen, können wir unser Glück kaum fassen: Eine einzige freie Parklücke auf dem Campingplatz, in die unser Wohnmobil genau rein passt! Also schnell fünf Mal auf engstem Raum rangieren und dann die Liegestühle rausholen.

Wohnmobil mit Individualaufbau am Bodhi Camp. Davor Mann und Mädchen mit Campingstühlen die Essen auf Crashpad vorbereiten.
Wir kommen genau richtig und besetzten gleich mal die einzige freie Parklücke mit unserem Wohnmobil.

Empfehlung Boulderführer Magic Wood

Wir empfehlen den Führer Alpen en bloc von Florian Wenter und Lorenz Delago, erschienen im Panico Alpinverlag. ISBN: 978-3-95611-073-3

Ich packe meine Bouldertasche: Was Du brauchst, und was Du daheim lassen kannst

Das wichtigste sind natürlich die Schuhe. Ohne Kletterschuhe kommst Du nicht weit. Aber wem sage ich das. Im Magic Wood findest Du von Reibungsplatten über Überhänge, winzige Kanten, Sprünge und Risse fast jedes Kletterproblem vertreten. Von mittel-schwierig bis schwierig. Möglicherweise brauchst Du dafür auch verschiedene Kletterschuhe.

Was Du nicht unbedingt mitnehmen musst, sind Crash-Pads. Die kannst Du am Camping-Platz gebührenfrei leihen. Im Magic Wood ist es auch üblich die Crash-Pads zusammen zu legen und gemeinsam an einem Problem zu spielen. Die Verständigung zwischen den Boulderern verschiedener Nationen ist leichter als vermutet: Kalkhände und Ausdrücke der Kraftanstrengung sind international verständlich. Und in der Schweiz ist es sowieso normal, zunächst nicht zu wissen in welcher Sprache der Nachbar angesprochen werden muss.

Auch kleidungstechnisch kannst Du eher spartanisch packen, denn auf dem Campingplatz und im Wald triffst Du sowieso nur auf Deinesgleichen: Menschen mit kalkbefleckten Hosen, T-Shirts (wenn überhaupt) und Wollmützen. Weil der Wald in einer Schlucht liegt ist es aber morgens und abends recht kühl. Eine gute Jacke und eine Regenjacke sollten also schon dabei sein. Auch im Hochsommer. Uns kam das gerade recht, denn im Magic Wood konnte wir vor den heißesten Tagen im August fliehen und hatten wunderbare kühle Nächte.

Bouldern im Magic Wood: Harte Züge im Märchenwald

Das schreibt mein Sohn (14) übers Bouldergebiet:

Magic Wood ist eines der Top-Bouldergebiete in der Schweiz. Doch wie ist es dort mit Kindern und wie für Genussboulderer? Als wir ankommen, fängt es an zu regnen und wir schauen uns die Boulderblöcke erst einmal an. Im dichten Wald ist es mit Regenjacken recht gut auszuhalten und so erkunden wir die Sektoren „Bach“ und „Beach“.

Die Sektoren Bach und Beach

Einige Probleme sehen interessant aus und wir legen unsere Crashpads nieder. Der Regen hat zum Glück wieder aufgehört. Ein spaßiger, nicht allzu schwieriger Boulder ist smoking squirrel(6a+) im Sektor Bach, von uns nur noch „Italienerkante“ genannt. Denn während wir gerade anfingen, kam eine Gruppe Italiener vorbei, die kurzerhand ihre Crashpads in „unsere Route“ legten. Auf Nachfrage meinten sie, das sei hier normal, dass man sich die Routen teile. Wieder etwas in der Boulderwelt gelernt! Am nächsten Morgen projektierten wir zusammen mit anderen Boulderen am Beachblock, wo sich eine der eher seltenen leichten UND schönen Routen befindet: Beach Easy (5). Weil es morgens in Magic Wood relativ ruhig ist, haben wir so gut wie freie Auswahl.

Der Sektor Kamel

Im Sektor Kamel finden wir an den Blöcken 1-10 viele leichte Boulder im 5. Grad, leider sind sie meistens etwas kurz und sehr kraftlastig. Wir probieren uns noch an Frankys wild Traverse (6a+). Hier merken wir, wie in den meisten Routen, dass man sehr auf seine Füße achten muss, da Tritte sehr rar sind. Als wir wieder zurück Richtung Bhodi Camping gehen, machen wir noch halt am Block 14 im Sektor Kamel, wo ein langer, unbenannter Riss (4) auf uns wartete. Aufgrund seiner Höhe ist er für Kinder ungeeignet, für Genussboulderer aber ein wahres Vergnügen. Dann kehren wir noch einmal an die „Italienerkante“ zurück und vergnügen uns am Bach mit Steinmandl bauen.

Fazit: Magic Wood ist ein super Bouldergebiet, allerdings nur, wenn man mindestens 6a bouldern kann. Für Geniesser gibt es einige Routen, aber für Kinder mit Boulderabsichten ist Magic Wood vielleicht doch frustrierend. Als Spielplatz ist der Zauberwald jedoch super.

Schwammerl suchen: Mit Kindern in den Wald

Bodhi Camping: Boulder-Livestyle pur

Wenn sich im Polo neben Dir vier erwachsene Männer mit Wollmützen aus ihren Schlafsäcken schälen, es abends ab 22 Uhr still wird, weil jeder am nächsten Tag fit sein will und Du mindestens fünf verschiedene Sprachen gleichzeitig hörst, bist Du im Bodhi Camp gelandet. Der einzige Campingplatz am Bouldergebiet gleicht eigentlich mehr einem spontan aufgeschlagenen Lager als einem typischen mitteleuropäischen Campingplatz. Es gibt eine mit Hackschnitzel aufgefüllte Ebene für die Zeltstadt, und einen Parkplatz, auf dem sich VW-Busse, Kombis und auch Kleinwagen drängen. Mit unserem Wohnmobil und den Kindern darin sind wir fast Exoten.

Aber die Sanitären Anlagen sind neu und gepflegt. Das ist für uns das Wichtigste. Wir sehen auch viele Fahrzeuge außerhalb des Camps parken und vermuten, dass diese auch als Bett genutzt werden. Offiziell ist das aber verboten.

Blick von oben über Bodhi Camp. Sehr viele Autos, Zelte, Mülltonnen.
Der Boulder-Lifestyle ist eher spartanisch. Aber was braucht man schon wenn man sich den ganzen Tag im Wald umd am Bach vergnügen kann?